Wer das Cryptonomicon nicht kennt, hat tatsächlich etwas verpasst.
Die Handlung spielt in zwei Zeitebenen: Im zweiten Weltkrieg (hauptsächlich pazifischer Schauplatz) und um das Jahr 2000 (hauptsächlich Philippinen und USA). Die Protagonisten erleben im zweiten Weltkrieg abgefahrene Abenteuer, die der Autor lakonisch erzählt. Ronald Reagan kommt auch vor. Im Hintergrund der Kriegsabenteuer geht es um Mathematik, Crypotographie, Cryptologie — und um schwule Nazis. Um das Jahr 2000 erleben die Figuren kaum weniger tolldreiste Abenteuer, nun bei dem Versuch, Mathematik, Crypotgraphie und Cryptologie zum Geldverdienen im beginnenden Internetzeitalter einzusetzen.
Man ahnt von Anfang an, dass die beiden Erzählungen etwas miteinander zu tun haben, weil die Nachnamen der Figuren, wie Shaftoe oder Waterhouse, darauf hindeuten, dass es sich im Jahr 2000 um die Nachfahren der Weltkriegsabenteurer handelt. Was wirklich der Zusammenhang zwischen beiden handlungssträngen ist, erfährt der geneigte Leser des 1000-Seiten-Wälzers aber über mehrere Hundert Seiten nicht. Das Geheimnis des japanischen Ingenieurs Goto Dengo (der einzige, der in beiden Zeitlinien mitspielen darf) wird tatsächlich auf der letzten Seite gelöst. Das Geheimnis des geheimnisvollen Enoch Root (Priester, Arzt und offenbar unsterblich, taucht er immer dann auf, wenn die Handlung einen Retter braucht) bleibt gänzlich ungelöst, möglicherweise, weil der Autor die Figur und das mit ihr verbundene Erzählpotenzial noch für andere Bücher braucht.
Das Buch ist spannend und lehrreich, wunderbar erzählt und stellenweise so komisch, dass man beim Lesen laut lachen muss. Grandios!
Hinweis: Ich bekomme für meine Buchempfehlungen (noch) kein Geld. Solle sich das irgendwann ändern, werde ich das natürlich angeben.